Glossar2023-12-11T08:46:14+00:00

Glossar

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Ähnlichkeitsregel2024-03-13T11:49:19+00:00

Die Ähnlichkeitsregel (auch Ähnlichkeitsprinzip, Ähnlichkeitsgesetz) in der Homöopathie lautet: „Similia similibus curentur“ (Ähnliches soll mit Ähnlichem behandelt werden). Im Vorwort des Organon der Heilkunst erläutert Hahnemann:

„Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden (omoion pathos) für sich erregen kann, als sie heilen soll!“

Es soll dasjenige Mittel verabreicht werden, das in der Arzneimittelprüfung an Gesunden die ähnlichsten Beschwerden hervorgerufen hat. Ein Patient, der beispielsweise unter hämmernden Schmerzen in der rechten Stirn leidet, die bei leichter Berührung der Haare zu- und bei festem Druck auf die Stirn abnehmen, erhält ein Mittel, das möglichst ähnliche Beschwerden während der Arzneimittelprüfung hervorgerufen hat.

Diese Handlungsanweisung ist die entscheidende therapeutische Regel der Homöopathie. Der Terminus „Homöopathie“ leitet sich direkt daraus ab: homoi– = ähnlich und pathos = Leiden.

[Lucae C: Grundbegriffe der Homöopathie. Ein Wegweiser für Einsteiger. 4., bearbeitete und erweiterte Auflage. Essen: KVC Verlag – Natur und Medizin e.V. 2015]

Anthroposophisch orientierte Medizin2023-12-06T12:08:47+00:00

Rudolf Steiner (1861–1925), der Begründer der Anthroposophie, entwickelte die Grundlagen der anthroposophisch orientierten Medizin gemeinsam mit der Ärztin Ita Wegman (1876-1943). Zur Erweiterung der naturwissenschaftlichen Medizin wurde das Gedankengebäude der anthroposophischen Menschenkunde einbezogen. Steiner formulierte: „[…] aus dem Durchschauen des Menschen und der Natur weiß man, wie man ganz exakt im einzelnen Fall den Naturvorgang in einem Naturprodukt zum Heilfaktor umgestalten kann“. Durch eine „erkennbare Wesensverwandtschaft“ zwischen dem Menschen und den Naturreichen werden die Wirkungen der Präparate, die aus dem Pflanzen-, Tier- und Mineralreich stammen, auf der Basis von Analogieschlüssen abgeleitet. Die verwendeten Heilmittel scheinen auf den ersten Blick den homöopathischen Arzneien ähnlich zu sein, es gibt aber deutliche Unterschiede im Herstellungsprozess. Die Heilmittel werden auch für die Selbstmedikation angeboten und indikationsbezogen verordnet. Beispiel: Apis Belladonna Globuli velati® (WALA) für Halsschmerzen und Entzündungen des Mund- und Rachenraums, darin sind Belladonna D3 und Apis D4 in einem speziellen Verfahren zusammengeführt.

[Wolff O: Anthroposophisch orientierte Medizin und ihre Heilmittel. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben; 1996]

Arzneimittelbild2024-04-09T12:51:18+00:00

Das homöopathische Arzneimittelbild ist eine Zusammenstellung verschiedener Symptome. Diese Symptome sind unterschiedlichen Ursprungs. Sie stammen aus:

  • der Arzneimittelprüfung an gesunden Probanden,
  • der Toxikologie (Vergiftungserscheinungen),
  • der klinischen Beobachtung,
  • Beobachtungen aus der Volksmedizin.

In der Frühzeit der Homöopathie begannen Hahnemann und wenig später einige seiner Schüler, die verschiedenen Symptome zu sammeln und zu ordnen. Es entstanden die Reine Arzneimittellehre und Die Chronischen Krankheiten. Man spricht hier von primären Arzneimittellehren, in denen die Symptome nahezu wörtlich und unverkürzt aufgelistet sind. Später wurden umfassendere Kompendien erstellt, darunter beispielsweise die zwölfbändige Encyclopedia of Pure Materia Medica des amerikanischen Homöopathen T. F. Allen. Mit der Zeit wurden die bestehenden Arzneimittellehren nach und nach gesichtet, d.h. es wurden sowohl nicht bestätigte Symptome gestrichen als auch Erfahrungen aus der Praxis eingearbeitet (sog. sekundäre Arzneimittellehren).

Ein weiterer Schritt war die Entwicklung von Arzneimittelbildern, in welchen die Symptomatologie des jeweiligen Arzneimittels möglichst anschaulich dargestellt werden sollte. Der Begriff geht auf den amerikanischen Homöopathen James Tyler Kent (1849–1916) zurück und hat sich heute als Überbegriff für Symptomensammlungen verschiedener Art durchgesetzt.

In den meisten modernen Arzneimittellehren sind die Symptome nach dem Kopf-zu-Fuß-Schema geordnet. Je nach Umfang des Werks – ob im handlichen Taschenbuchformat oder als Enzyklopädie – sind die Symptome der Arzneien entweder kurz und knapp oder auch sehr ausführlich beschrieben.

[Lucae C: Grundbegriffe der Homöopathie. Ein Wegweiser für Einsteiger. 4., bearbeitete und erweiterte Auflage. Essen: KVC Verlag – Natur und Medizin e.V. 2015]

Arzneimittelprüfung2024-04-09T12:53:01+00:00

Das Prinzip ist: Gesunde Versuchspersonen nehmen eine Substanz in mehr oder weniger großen Dosen ein und beobachten, wie ihr Organismus darauf reagiert. Alle körperlichen, seelischen und geistigen Veränderungen werden genau dokumentiert. Diese Symptome werden gesammelt und aufgezeichnet.

Die homöopathische Arzneimittelprüfung (HAMP) geht auf Samuel Hahnemann zurück und wird im Organon der Heilkunst detailliert beschrieben. Die ersten Arzneimittelprüfungen wurden bereits im frühen 19. Jahrhundert von Hahnemann selbst durchgeführt, der erst in seiner eigenen Familie und dann mit seinen Schülern in Leipzig zahlreiche Substanzen erforschte. Es handelte sich um rund 120 Arzneien, die auch heute noch regelmäßig verwendet werden. Später trugen vor allem amerikanische Homöopathen mit zahlreichen Prüfungen zu einer Erweiterung der homöopathischen Arzneimittellehre (Materia medica) bei.

Eine häufig in HAMPs verwendete Potenz ist die C30. Nach Einnahme einer oder mehrerer Dosen der zu prüfenden Arznei (üblicherweise 3-5 Globuli) beobachtet der Proband möglichst sorgfältig und genau jegliche Befindensänderungen und Symptome am eigenen Körper. Diese werden möglichst genau qualitativ beschrieben und nach Abschluss der Prüfung sortiert und ausgewertet. Der Prüfer dient gewissermaßen als „tabula rasa“ und soll – nach Hahnemanns Worten im Organon der Heilkunst – die „im innern Wesen der Arzneien verborgene Kraft“ sichtbar machen.

Seit den 1990er Jahren wurden „Homeopathic drug proving guidelines“ erarbeitet, um neue Arzneimittelprüfungen international einheitlich durchführen zu können. Darin werden unter anderem ein schriftlicher Prüfplan, Placebokontrollen, Verblindungen der Prüfer und Supervisoren genannt, um den modernen Anforderungen des Arzneimittelgesetzes gerecht zu werden.

[Lucae C: Grundbegriffe der Homöopathie. Ein Wegweiser für Einsteiger. 4., bearbeitete und erweiterte Auflage. Essen: KVC Verlag – Natur und Medizin e.V. 2015]

Hahnemann, Samuel2024-04-25T13:43:37+00:00

Christian Friedrich Samuel Hahnemann, Begründer der Homöopathie, wurde am 10. April 1755 als Sohn eines Porzellanmalers in Meißen geboren. Er studierte Medizin in Leipzig, Wien und Erlangen. Nach zahlreichen beruflichen Stationen, chemischen Studien und Übersetzungen verschiedener medizinischer Werke beschrieb er im Jahre 1796 die Ähnlichkeitsregel („Geburtsjahr der Homöopathie“). 1805 erschien seine erste homöopathische Arzneimittellehre Fragmenta de viribus in lateinischer Sprache. 1810 brachte er die 1. Auflage seines Grundlagenwerkes heraus: Organon der rationellen Heilkunde (ab der 2. Auflage: Organon der Heilkunst).

Nach weiteren Stationen im nord- und mitteldeutschen Raum zog er 1811 mit seiner Familie nach Leipzig, wo er als Privatdozent Vorlesungen über Homöopathie an der dortigen Universität abhielt. Mit einem kleinen Schülerkreis führte er regelmäßig Arzneimittelprüfungen durch, deren gesammeltes Material in der Reinen Arzneimittellehre (6 Teile, 1811-1833) publiziert wurde.

Zwischen 1821 und 1835 lebte Hahnemann in Köthen, wo er eine umfangreiche homöopathische Praxis führte und eine weitere Arzneimittellehre veröffentlichte: Die chronischen Krankheiten (Hahnemanns Arzneimittellehren erschienen 2007 als Komplettausgabe unter dem Titel Gesamte Arzneimittellehre).

Nach dem Tod seiner ersten Frau Henriette heiratete er 1835 die 45 Jahre jüngere Mélanie d’Hervilly, eine französische Künstlerin, und zog mit ihr nach Paris. Dort führten beide gemeinsam eine homöopathische Praxis bis zu Hahnemanns Tod am 2. Juli 1843.

Neben den erwähnten Werken publizierte Hahnemann eine Fülle weiterer Arbeiten auf den Gebieten der Pharmakologie, Medizin und der Homöopathie. Eine Sammlung seiner zahlreichen Aufsätze und weiterer Schriften erschien 2001 als Gesammelte kleine Schriften.

[Jütte R: Samuel Hahnemann. Begründer der Homöopathie. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2005]

Homöopathie2024-04-05T10:28:18+00:00

Die Homöopathie wurde von Samuel Hahnemann (1755-1843) begründet. Sie ist eine Heilmethode mit Arzneien, die nach Prüfung ihrer Wirkung am Gesunden aufgrund der individuellen Krankheitszeichen des Patienten auf der Basis des Ähnlichkeitsprinzips als Einzelmittel zur Heilung und Linderung von Krankheiten angewendet werden. Eine ausführliche Erläuterung findet sich auf der Hauptseite dieses Blogs [LINK].

[Teut M, Dahler J, Lucae C, Koch U: Kursbuch Homöopathie. 2. Auflage. München: Elsevier 2016]

Komplexmitteltherapie2023-12-06T12:10:15+00:00

Ein homöopathisches Komplexmittel ist eine fixe Zusammenstellung mehrerer Substanzen, die zumeist in D-Potenzen kombiniert werden und für eine bestimmten Anwendungsbereich bzw. eine Indikation zugelassen sind. Beispiel: Das Präparat Vertigoheel® Tabletten (Heel) gegen Schwindel, mit den Wirkstoffen Cocculus D4, Conium D3, Ambra D6 und Petroleum D8. Erste Versuche, verschiedene homöopathische Arzneien zu kombinieren, reichen in die Zeit Hahnemanns zurück – welche dieser naturgemäß vehement ablehnte. Weitere Protagonisten in der Entwicklung von Komplexmitteln sind beispielsweise Emanuel Felke (1856-1926) und Hans-Heinrich Reckeweg (1905-1985). Letzterer begründete die spezielle Richtung der „Homotoxikologie“, die im Wesentlichen die Entgiftung des Körpers im Auge hat. Dazu werden sowohl Einzel- als auch Kombinationspräparate empfohlen, zusätzlich auch so genannte „Potenzakkorde“, die ein Arzneimittel in verschiedenen Potenzen enthalten (z.B. D4, D12, D30. D200, D1000).

[Blessing B: Wege der homöopathischen Arzneimitteltherapie. Mit einem Geleitwort von Robert Jütte. Berlin, Heidelberg: Springer; 2010]

Organon der Heilkunst2024-04-09T12:54:02+00:00

Das Organon der Heilkunst – kurz: Organon – ist Samuel Hahnemanns bekanntestes Werk und war als Einführung in die Homöopathie gedacht. Bis heute handelt es sich um das grundlegende Buch der Homöopathie: In 291 Paragraphen, die kurzen Abschnitten bzw. Kapiteln entsprechen, erläutert Hahnemann seine Vorstellungen zu Gesundheit, Krankheit, Ähnlichkeitsregel, Anamnese, Miasmen, Arzneimittelprüfung, Beurteilung der Symptome, Verlaufsbeurteilung, diätetischen Ratschlägen und zur gesunden Lebensweise. Abschließend wir die Herstellung homöopathischer Arzneien und deren Applikation erklärt.

Hahnemann veröffentlichte dieses Buch erstmals 1810 unter dem Titel Organon der rationellen Heilkunde. Ab der 2. Auflage hieß es Organon der Heilkunst und erschien zu Hahnemanns Lebzeiten in 5 Auflagen, zuletzt 1833.

Die 6. Auflage wurde erst 1921 durch Richard Haehl herausgeben. Dabei handelte es sich um ein Manuskript, das Hahnemann noch 1842 fertiggestellt hatte, aber zu Lebzeiten nicht mehr veröffentlicht worden war. Eine gründlich bearbeitete, textkritische Ausgabe der 6. Auflage erschien 1992.

[Wischner M: Organon-Kommentar. Eine Einführung in Samuel Hahnemanns Organon der Heilkunst. Mit einem Glossar zeitgenössischer Begriffe. Essen: KVC 2001]

Schüßler-Salze2023-12-06T12:07:59+00:00

Wilhelm Heinrich Schüßler (1821-1898) entwickelte aus der Homöopathie heraus sein eigenes Heilverfahren, dass unter der Bezeichnung „Biochemie“ bekannt wurde. In einem 1873 in der Allgemeinen Homöopathischen Zeitung erschienenen Aufsatz stellte Schüßler ein neues System vor, dass die Verordnung der Arzneien drastisch vereinfachen sollte und nurmehr 12 Arzneien beinhaltete. Schüßler selbst nannte seine Präparate zunächst nur „Functionsmittel“, erst später war von „Dr. Schüsslers biochemischen oder Functionsmitteln“ und von „Schüßler-Salzen“ die Rede. Die Auswahl der Functionsmittel beruht auf der Annahme, dass jeder Krankheit ein Mangel an Mineralstoffen zu Grunde liegt. Dieser Mangel soll durch die Gabe von Salzen in niedrigen Potenzen ausgeglichen werden. Heutzutage werden dieselben Präparate wie in der Homöopathie verwendet, üblicherweise in der 6. oder 12. D-Potenz als Tabletten; auch Globuli sind erhältlich. Beispiel: DHU Schüßler-Salz Nr. 6® Kalium sulfuricum D6 (Tabletten).

[Baschin M: Wilhelm Schüßler und seine biochemischen Arzneimittel. Essen: KVC Verlag 2019]

Spagyrik2023-12-06T12:09:58+00:00

Die Art der Arzneimittelherstellung in der Spagyrik hat ihre Wurzeln in der vorchristlichen Zeit. Als Wegbereiter im 19. Jahrhundert gelten unter anderem Cesare Mattei (1809-1896, „Elektro-Homöopathie“) und Carl-Friedrich Zimpel (1801-1879, „Spagyrische Heilkunst“). In der Spagyrik werden die Wirkstoffe aus Pflanzen auf eine besondere Weise getrennt, bearbeitet und dann wieder zusammengeführt. Dabei spielen Gärung, Destillation und Veraschung eine zentrale Rolle, wodurch gewissermaßen eine „Veredelung“ der Wirkstoffe erreicht werden soll. Zimpel unterschied Haupt-, Spezial- und Elektrizitätsmittel, erstere nannte er in Anlehnung an Paracelsus „Arcana“. Aktuell erhältlich sind sowohl (individuell zusammenstellbare) Einzelmittel als auch fixe Mischungen in Form von Dilutionen oder Globuli, die meist aus Essenzen oder tiefen D-Potenzen bestehen. Üblich sind auch Sprays, die auch auf die Haut aufgetragen und eingerieben werden. Die Präparate werden nach bestimmten Anwendungsbereichen verordnet, beispielsweise Erkältungskrankheiten oder Menstruationsbeschwerden. Beispiel: SAL 7 Entspannung® Mundspray (Spagyros) wird laut Angaben des Herstellers für Unruhezustände und Erregtheit empfohlen und besteht aus der D1 einer Urtinktur, die wiederum 7 Pflanzen enthält (Engelwurz, Kaffee, Weissdorn, Stechapfel, Herzgespann, Melisse, Baldrian).

[Jütte R: Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute. München: C. H. Beck; 1996]

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