Statistisch betrachtet ist etwa jeder vierte Mensch in Mitteleuropa im Laufe seines Lebens von Heuschnupfen betroffen. Die Patienten werden immer jünger, zunehmend häufig werden schon drei- bis vierjährige Kinder mit Heuschnupfensymptomen in der kinderärztlichen Praxis vorgestellt.

Hauptsymptome

Heuschnupfen – auch als „Pollinosis“ oder „allergische Rhinokonjunktivitis“ bezeichnet – tritt als Folge einer Allergie auf Pollen auf. Man erkennt ihn an folgenden Symptomen:

  • Niesen
  • Juckreiz (Nase, Augen, Gaumen)
  • Sekretion (laufende Nase, tränende Augen)
  • Obstruktion (verstopfte Nase)

Weitere Beschwerden

Viele Patienten haben gleichzeitig weitere Beschwerden: Die häufigsten sind Nasennebenhöhlenentzündung, Asthma, Neurodermitis, Nahrungsmittelallergien, verminderte Leistungsfähigkeit, Schlafstörungen u.a.

Zu welcher Zeit tritt Heuschnupfen auf?

Die Mehrzahl der Heuschnupfenpatienten haben ihre Beschwerden im Frühjahr und Sommer, seltener im Winter. Ein Blick auf den aktuellen Pollenflugkalender zeigt aber auch, dass mittlerweile die Pollen fast das ganze Jahr hindurch durch die Luft fliegen, lediglich eine kleine Lücke ist noch Anfang Dezember geblieben [https://www.pollenstiftung.de/pollenvorhersage/pollenflugkalender.html]. Dazu trägt auch die globale Erwärmung bei.

Nun kommt es natürlich sehr darauf an, wann und durch welche Pollen eine Allergie entsteht: Bei den typischen Frühblühern (z.B. Hasel, Erle) ist der Gipfel der Beschwerden bereits im März, bei einer Gräserallergie erst Mitte Mai bis in den August hinein festzustellen. Viele Patienten haben mehrere Allergien gleichzeitig und eine dementsprechend ausgedehnte Heuschnupfenperiode.

Allergietests

Besonders bei kleinen Kindern, die ihre Beschwerden noch nicht gut in Worte fassen können, ist die Diagnosestellung oft nicht einfach: Die Beschwerden können beispielsweise mit vermehrtem Tränen der Augen und etwas geröteten Lidrändern beginnen. Die Abgrenzung von einer Bindehautentzündung, die durch Viren ausgelöst ist, fällt dann nicht leicht. Erst der weitere, meist hartnäckigere Verlauf lässt an Heuschnupfen denken.

Zur weiteren Untersuchung mit genauer Bestimmung der auslösenden Pollen (Allergene) eignen sich folgende Verfahren:

  • Prick-Test: Hierbei wer den auf der Haut – typischerweise auf dem Unterarm – Extrakte der jeweiligen Allergene mit einer winzigen Nadel in die Haut geritzt. Anschließend wir die Hautreaktion beurteilt und die Größe der Quaddel (=brennesselartige, juckende Rötung) gemessen.
  • RAST-Test: Hierbei muss Blut abgenommen und im Labor untersucht werden. Bei den meisten Tests erhält man als Ergebnis eine Zahl zwischen 0 und 6. Dabei bedeutet 0: wahrscheinlich keine Allergie; 6: sehr wahrscheinlich starke Allergie.

Bedeutung der Diagnostik

Beispiel: „Birke RAST-Klasse 5“ bedeutet somit, dass der Patient recht wahrscheinlich auch im Alltag deutlich auf Birkenpollen reagiert und unter entsprechenden Heuschnupfensymptomen leidet. PRICK- und RAST-Test haben annähernd dieselbe Aussagekraft. Bei sehr kleinen Kindern wird der PRICK-Test unter Umständen schlecht toleriert, eine einmalige Blutabnahme für den RAST-Test ist dann eventuell einfacher durchzuführen. Wenn die Symptomatik ohnehin klar ist (z.B. akut einsetzende Niesattacken bei Beginn der Birkenblüte), kann man auf eine Testung zunächst auch verzichten. Allerdings können bei einer Testung eventuell weitere Allergien aufgedeckt werden, an die man gar nicht gedacht hatte (z.B. Hausstaubmilben).

Allgemeine Behandlungsmöglichkeiten

Die konventionelle Behandlung des Heuschnupfens beruht im Wesentlichen auf folgenden Prinzipien:

  • Meidung der Allergene, z.B. nicht ins Freie gehen, wenn der Pollenflug besonders stark ist. Nasensalben (z.B. Vaseline) können helfen, die Pollen wie auf einer „Klebspur“ einzufangen, damit sie nicht in den Nasen-Rachen-Raum gelangen.
  • Symptombekämpfung im Sinne einer Linderung der lästigen Beschwerden wie Juckreiz, Niesen, Fließschnupfen usw. Hierbei werden antiallergische Augen- und Nasentropfen eingesetzt (Beispiele für Wirkstoffe: DNCG, Antihistaminika, Cortison) oder Tabletten eingenommen (meist Antihistaminika). Mit diesen Mitteln kann eine Linderung erreicht werden, selten allerdings völlige Beschwerdefreiheit. Viele Patienten klagen zudem über Nebenwirkungen (z.B. starke Müdigkeit durch Antihistaminika). Außer dem müssen die Medikamente in der Regel während der gesamten Heuschnupfenperiode eingenommen werden.
  • Eine ursächliche Behandlung versucht man mit der so genannten Hyposensibilisierung (auch: Desensibilisierung) durchzuführen: Hierbei muss sich der Patient Pollenextrakte in niedrigen Konzentrationen unter die Haut spritzen lassen (SCIT, subcutane Immuntherapie). Eine neuere Möglichkeit besteht in der Einnahme von Tabletten, die Pollenextrakte enthalten („Gräsertablette“) oder von Tropfen, die auf die Zunge gegeben werden (SLIT, sublinguale Immuntherapie). Eine Hyposensibilisierung ist langwierig, dauert bis zu drei Jahre und muss wegen möglicher allergischer Reaktionen unter genauer ärztlicher Beobachtung erfolgen. Bei bestimmten, einzelnen Allergien (z.B. Bienengift) ist sie sehr empfehlenswert, bei einem größeren Spektrum (Gräser, Frühblüher, Getreide usw.) oftmals weniger effektiv.

Aus Umfragen ist bekannt, dass rund 90% aller von Heuschnupfen Betroffenen verschiedene Medikamente verwenden (Antihistaminika, Nasensprays, Augentropfen). Die sozioökonomischen Kosten allein in Deutschland entsprechen einer dreistelligen Millionensumme. Allein diese Tatsache wäre schon ein Grund, sich verstärkt naturheilkundlichen und homöopathischen Therapien zuzuwenden.

Homöopathie bei Heuschnupfen

Die homöopathische Behandlung des Heuschnupfens ist wirksam, nebenwirkungsfrei, kostengünstig und relativ einfach durchzuführen. Darüber hinaus zählt der Heuschnupfen zu den wissenschaftlich in der Homöopathie am besten untersuchten Erkrankungen [s. klinische Forschung].

Ausgewählte homöopathische Arzneien:

Es handelt sich um ein „Allroundmittel“ mit typischen Heuschnupfensymptomen wie Schnupfen, Niesen, Augenjucken usw. Juckreiz, Trockenheit, Stock‐ oder Fließschnupfen, heftiges Tränen der Augen Schweregefühl, Antriebsschwäche. Dosierbeispiel: D6, 3x täglich 3-5 Globuli in der Heuschnupfenzeit. Auch eine prophylaktische (= vorbeugende) Behandlung im Frühjahr kann versucht werden.

Brennen in den Augen, wundmachende Tränen, Konjunktivitis (Bindehautentzündung), Lichtscheu, Schnupfen mit viel Niesen, mildes Sekret aus der Nase.

Wässriges Sekret (Fließschnupfen), wundmachender Schnupfen, Oberlippe entzündet. Augentränen mild, viel Niesen.

Starkes Niesen, Zugluftempfindlichkeit. Heftiger Schnupfen, vor allem morgens beim Aufstehen. Tagsüber Fließschnupfen, nachts verstopfte Nase. Die verstopfte Nase fängt im warmen Zimmer an zu laufen, was erleichtert. Ungeduldig, neigt zu Zorn.

Brennender, wässriger Schnupfen, es tropft ständig aus der Nase. Wunde Stellen in der Nase und an den Lippen. Brennen in Nase, Augen und Hals. Besserung in warmen Räumen, schlimmer beim Einatmen kalter Luft.

Neben den genannten Mitteln gibt es zahlreiche, weitere homöopathische Arzneien, die anhand ihrer individuellen Symptomatik passend zu den Beschwerden des Patienten ausgewählt werden müssen. Speziell für homöopathische Therapeuten entwickelt wurde folgendes Handbuch:

Dahler J, Teut M, Lucae C: Homöopathie bei Heuschnupfen. 3. Aufl. Essen: KVC Verlag 2020
https://kvc-verlag.de/buecher/forum-homoeopathie/207/homoeopathie-bei-heuschnupfen?number=38290

Darin enthalten ist eine Einführung in die Methodik, ein Fragebogen für Patienten, ein kurzgefasstes Repertorium und eine Arzneimittellehre mit 35 Mitteln.